Hommage

El pez que fuma

Regie: Román Chalbaud

Venezuela in den 1970er Jahren. Der Konsumrausch hat große Teile der Gesellschaft gepackt, ausgelöst vom „schwarzen Gold“. Im Mittelpunkt des Films steht La Garza (Hilda Veras), die Besitzerin des Bordells El pez que fuma, die mit ihrem Etablissement sehr viel Erfolg hat. Wie selbstverständlich übergibt sie den Gewinn ihrem Liebhaber Dimas (Miguel Ángel Landa), der das Geld in Wetten und Frauen verprasst. Trotz der männlichen Dominanz gelingt es La Garza, die Herrin zumindest in ihrer Welt zu sein. So sorgt sie eben auch dafür, dass die Mädchen innerhalb der Mauern des Bordells, einer Familie gleich, ein fast normales Leben führen können. Doch außerhalb bleiben sie Prostituierte und erleben seitens der Bevölkerung nur Ablehnung.

Die Dominanz der Macho-Gesellschaft wie auch die Delinquenz, typisch für jene Epoche, schwingt in jeder Szene mit. Thematisch und ästhetisch setzt Román Chalbaud mit diesem Film einen Meilenstein, nicht nur für das venezolanische Kino.

Venezuela 1977

120 Min.

OmeU

Román Chalbaud

Als Schriftsteller, Dramaturg und Drehbuchautor (*1931 in Mérida) zählte Chalbaud zu den produktivsten und bedeutendsten venezolanischen Filmschaffenden, die in den 1950er Jahren anfingen, sich dem Kino zu widmen. Im Jahr 1985 ehrte ihn das Filmfestival von San Sebastián, Spanien, mit einer Retrospektive; 1990 war er Mitglied der Jury dieses Festivals.

Bereits in seinem ersten Film, „Caín Adolescente“ (1959) stellte Chalbaud die Marginalisierten einer Gesellschaft, deren Schicksalsschläge und persönlichen Dramen in den Mittelpunkt. Offen bekennt er sich zur Film-Ikone Charly Chaplin und dessen unverkennbarem tragikomischen Humor. Humor und Sozialkritik ist ebenfalls in seinem Meisterwerk „El pez que fuma“ (1977) zu erkennen, für den er zahlreiche Preise erhielt, u.a. den Premio India Catalina de Oro für den Besten Film im Festival von Cartagena de Indias 1979, 1984 den Nationalen Theaterpreis und 1990 den Nationalen Kinopreis.

In seinem Dokumentarfilm „Román en el universo de las maravillas“ (2018) beschrieb der argentinische Regisseur Fabián Pierucci Chalbaud als „unermüdlich, von seinem frühen Aufstehen bis in die Nacht liest er, schreibt er, geht zu Konferenzen und hilft Menschen“.

Weitere Filme (Auswahl):

  • 1997 Pandemonium, la capital del infierno, Venezuela
  • 2005 El Caracazo, Venezuela, Glauber Rocha
  • 2009 Zamora: Tierra y hombres libres, Venezuela
  • 2011 Días de poder, Venezuela
  • 2015 La planta insolente, Venezuela
  • 2023 Muñequita Linda, Venezuela (unvollendet, in Postproduktion)

Román Chalbaud starb am 12. September 2023 im Alter von 91 Jahren.