I. Publikumspreis Bester Film/ Neue Produktionen/ Klassiker/ Hommage/ 10 Jahre erster venezolanischer Goya/ Filmgespräche

18 Jahre venezolanisches Kino in Frankfurt-Höchst müssen gefeiert werden! Erstmalig wird es einen Publikumspreis Bester Film geben. Alle Filme, die zwischen 2021 und 2023 uraufgeführt wurden, werden in den Wettbewerb treten. Sie laufen von Donnerstag bis Samstag. Der über Spenden eingeholte Filmpreis besteht aus einem symbolischen Preisgeld und einem Kunstwerk von Thilo Weckmüller aus dem benachbarten Mainz. Unser erweitertes Konzept, ein Fenster nach Venezuela und in andere Richtungen der Welt zu öffnen, wo venezolanische Filmemacher*innen kreativ sind, wird in den nächsten Jahren vertieft. Die Diaspora der Filmschaffenden gehört schon lange zu einer Realität auch in diesem Land.

Es werden vier Spielfilme präsentiert, die von Menschen erzählen, die auf unterschiedliche Weisen und in verschiedenen sozialen Kontexten um ihr Überleben kämpfen: „La sombra del sol“, von Miguel Ángel Ferrer, der auf kluge Weise das Thema Inklusion einbezieht, aber auch von Träumen erzählt, „El salto de los Ángeles. Un viaje del cielo a la tierra“, von José Miguel Zamora, in dem sich der junge Antonio auf die Suche nach seinem Vater macht, der auszog, um in einer Miene Gold zu schürfen; schon lange reichte das Geld nicht mehr für die Familie. Der Regisseur wird seinen Film persönlich vorstellen. Weiter geht es mit „One way“, von Carlos Daniel Malavé, über eine verarmte Universitätsprofessorin, die alles für ihren Sohn tut, auch über seinen Tod hinaus, und „Un destello interior“, von Luis und Andrés Rodríguez, in dessen Mittelpunkt eine alleinerziehende Mutter steht, die das Unmögliche unternimmt, um ihre Tochter vor der Armut zu retten, in der sie selbst zu überleben versucht. Spannende Kurzfilme wird es ebenso geben, darunter der poetische Dokumentarfilm „El silencio de las semillas“, von Elizabeth Pirela, Filmemacherin der Wayú (Gebiet zwischen Venezuela und Kolumbien) und der Science-Fiction-Film „A4 II – El Contacto“ , von Camilo Pineda und Manuel Rugeles.

Klassiker

Dieses Jahr verbinden wir unser Klassikerprogramm mit zwei Hommagen: einmal wird Andrés Agustí (1956-2023), venezolanischer Filmemacher und Anthropologe katalanischer Herkunft, mit dem experimentellen Kurzdokumentarfilm „Tisure“ (1986) gedacht. Das Festival hatte im Lauf der Jahre immer wieder Filme von ihm im Programm. Des Weiteren gilt es, „El pez que fuma“ (1977) des ebenfalls 2023 verstorbenen Filmregisseurs Román Chalbaud (1931-2023) neu zu entdecken. „El pez que fuma“ gilt als wegbereitend für den damaligen lateinamerikanischen Film.

Der Eröffnungsfilm wird „Un país llamado El pez que fuma“ von Alejandro Picó G., sein. Kurzweilig, spannend und, insbesondere was Filmtechniken angeht, auch lehrreich, erzählt der Dokumentarfilm die Entstehungsgeschichte von „El pez que fuma“ und mit ihr ebenso die gesellschaftliche Rolle der Sexarbeiterinnen jener Zeit.

Anlässlich der 10 Jahre erster venezolanischer Goya der Kategorie „Bester Iberoamerikanischer Film“ wird Miguel Ferrari am Festivalsonntag seinen Spielfilm „Azul y no tan rosa“ persönlich im Filmforum präsentieren. Mit ihm lieferte Ferrari einen wichtigen Beitrag gegen Diskriminierung und Homophobie, begleitet von dem Plädoyer für ein alternatives Familienkonzept.

Weitere Highlights im Filmforum

Der Festivalsonntag beginnt um 16:30 Uhr mit der Veranstaltung „Der venezolanische Film der Diaspora“ mit Miguel Ferrari. Was macht die Nationalität eines Films aus? Ist eine Unterscheidung sinnvoll? Wir erwarten ein spannendes Gespräch, zu dem wir Sie herzlich einladen. (Anmeldung: venezuela-im-film@email.de.)

Um 18 Uhr wird die feierliche Verleihung des 1. Publikumspreises Bester Film sein, die Miguel Ferrari übernehmen wird. Der Preisträger wird per Video-Schalte in den Filmsaal eingeladen. Den Abschluss bildet der Meilenstein „El pez que fuma“. Zwischen den Filmen werden dem Publikum als Entremés Schokolade und Rum aus Venezuela serviert.

Wir freuen uns auf ein zahlreiches Publikum und sind schon jetzt sehr gespannt auf den Gewinner des I. Publikumspreis bester Film.

Ein Dankeschön an alle

Es ist stets ein schwieriges Unterfangen, allen zu danken, die jedes Jahr dazu beitragen, dass das Festival zustande kommt. Nicht selten läuft man Gefahr, den einen oder anderen zu vergessen, wenn man namentlich danken möchte.

Da gibt es unsere Partner aus Venezuela: die venezolanischen Institutionen CNAC, Amazonia Films, das ACACV und, unsere neue Partnerin, die älteste venezolanische Filmvereinigung ANAC einerseits, und andererseits das Kulturamt Frankfurt und HessenFilm und Medien in Deutschland. Copy print in Mainz danken wir für den solidarischen Preis für den Druck unserer Printausgaben.

Ein besonderer Dank gilt auch den Spender*innen des Filmpreises, die Firma „Horbach en español“ und private Spender*innen.

Durch diese Unterstützung drücken Sie alle nicht zuletzt auch Vertrauen in und den Glauben an unser Projekt aus. Ein herzliches Dankeschön!

Dann gibt es die zahlreichen freundschaftlichen Unterstützer seitens der venezolanischen Filmemacher (Regisseure, Produzenten, Schauspieler…) von hier und dort, die uns vor allem seit unserer Unabhängigkeit ab 2019 mit Rat, Tat und immer guten Tipps zur Seite stehen. Auch hier: ohne sie wäre das Festival nicht das, was es ist: eine lebhafte und bunte Filmschau venezolanischer Produktionen, in der vor allem eines zählt: Der Film! ¡Muchísimas gracias a todas y todos!

… und wieder gilt unser herzlicher Dank Luis Alberto Lamata

Filmemacher und langjähriger Freund des Festivals, steht uns Luis Alberto Lamata ganzjährig weiterhin zur Seite, er motiviert uns, dieses wundervolle Projekt gemeinsam weiterzuentwickeln, auch wenn es oft gegen „viento y marea“ zu gehen scheint. Sein Optimismus ist unschlagbar.  Luis Alberto, nuestro agradecimiento es infinito.

Last but not least

Selbstverständlich wird es wieder venezolanischen Rum geben und, hurra, auch dieses Jahr sorgt Dacao aus Venezuela dafür, dass wir wieder „echte“ venezolanische Schokolade goutieren dürfen. Wir laden unser Publikum am Sonntag, den 14.4. zwischen den  beiden Filmen herzlich dazu ein.

Zur Geschichte des Festivals

Venezuela im Film – ¡Qué chévere! war im Jahr 2005 vom venezolanischen Generalkonsulat in Frankfurt am Main und dem Filmforum Höchst/VHS gegründet worden, und durch das staatliche Filminstitut Centro Nacional Autónomo de Cinematografía de Venezuela (CNAC) aus Caracas unterstützt. Seit 2019 wird ViF als Initiative von einer unabhängigen Festivalgruppe in Zusammenarbeit mit dem Filmforum Höchst organisiert.

Gerade zu dieser Zeit tat sich auch einiges in der Filmindustrie des südamerikanischen Landes. Nicht nur, dass sich die venezolanische Filmförderung durch das Filminstitut CNAC um ein Vielfaches erhöhte, auch wurde im Jahre 2006 mit La Villa del Cine eine weitere Filminstitution geschaffen, die es sich zum Ziel machte, Filmprojekte zu unterstützen, die sich mit der Historie des Landes beschäftigen.

Eine spannende Zeit also, die für uns ohne Zweifel eine Herausforderung darstellte. Wir kannten zwar einige Filme und Filmschaffende, wie etwa Diego Rísquez oder Luis Alberto Lamata, deren Filme Orinoko. Neue Welt 1985 bzw. Jericó 1992 im Rahmen des Internationalen Forums der Berlinale gezeigt wurden, doch darüber hinaus war der venezolanische Film für uns bis dahin (noch) eine Terra Incognita.

Und das, obwohl die Filmgeschichte Venezuelas bis ins Jahr 1897 zurückblicken kann, als im Teatro Baralt in Maracaibo mit Un célebre especialista sacando muelas en el Gran Hotel Europa und Muchachas bañándose en la laguna de Maracaibo, beide von Manuel Trujillo Durán, die ersten bewegten Bildprojektionen zu sehen waren. “Venezuela befand sich an der Spitze der lateinamerikanischen Länder, die dem Kino erstmals die Türen öffneten“, so die venezolanische Filmkritikerin Ambretta Marrosu.

Mit neuen Produktionen wie auch Klassikern aus der venezolanischen Filmgeschichte wollten wir diese Lücke füllen und ein Fenster nach Venezuela öffnen, so dass es uns nach mehr als 15 Jahren gelungen ist, die Geschichte der Kinematographie des Landes in Frankfurt am Main zu dokumentieren.

In den letzten Jahren entwickelte sich auch wieder vermehrt ein internationales Interesse an neuen venezolanischen Produktionen. Einige dieser Filme präsentierten wir unserem Publikum zeitnah in Höchst: Pelo Malo, von Mariana Rondón (Concha de Oro –San Sebastián- 2013), Azúl y no tan rosa, von Miguel Ferrari (Goya –Madrid- 2014), Dauna, lo que se lleva el río, von Mario Crespo (Weltpremiere auf Berlinale 2014), La distancia más larga, von Claudia Pinto (Glauber Rocha Preis -Montreal- 2015), Desde allá, von Lorenzo Vigas (Leone d’oro di Venezia 2015), oder Yo imposible (Houston International LGBTQ Film Festival für das Beste Drehbuch, 2020), von Patricia Ortega, um nur einige Beispiele zu nennen.

Seit 2018 begann die Umstrukturierung des Festivals, das sich fortan unabhängig präsentieren sollte. Die Verantwortung und Koordination von Venezuela im Film -¡Qué chévere! (ViF) obliegt nunmehr der Festivalgruppe in Zusammenarbeit mit dem Filmforum Höchst der VHS Frankfurt.

Mit „Diego Rísquez (1949-2018): Ein Retrospektive“ und einer begleitenden Ausstellung mit ausgewählten Fotos verabschiedete sich das Festival 2018 auch von einem herausragenden Filmschaffenden seiner Zeit und einem Freund und Berater des Festivals – eine Hommage, die in intensiver Zusammenarbeit mit seiner Tochter Amapola und seinem langjährigen Produzenten Jorge Mirada zustande kam.

Seit 2019 besteht eine  Kooperation mit der Filmakademie ACACV aus Caracas, mit Amazonia Films,  mit dem staatlichen Filminstitut Centro Nacional Autónomo de Cinematografía (CNAC) und, seit 2024 mit der ältesten Filmvereinigung in Venezuela ANAC. Auch die langjährige Freundschaft zu venezolanischen Filmemacher*innen hat sich während der Jahre vertieft, so dass unser Blick nie allein auf den international wahrgenommenen Produktionen verharrt, sondern auch weiterhin auf jenen, die (noch) nicht nach San Sebastían, Locarno, Cannes oder zur Berlinale eingeladen wurden.

Die ehrenamtlich tätige Filminitiative ViF zusammen mit dem FIlmforum Höchst eint vor allem eines: die Faszination am venezolanischen Kino und die Überzeugung, dass der Film seine höchste Ausdrucksform und Wirkung auf der Kinoleinwand und dem gemeinsamen Erleben mit anderen entwickelt.

ViF hat seit 2018 mit dem Kulturamt Frankfurt einen zuverlässigen Partner in Deutschland gefunden. 2023 kommt HessenFilm und Medien dazu. Durch diese finanzielle Unterstützung wird das Festival erst möglich gemacht. 

Frankfurt am Main ist ein wichtiger Standort für internationale Festivals in Deutschland.

Wir sind stets auf der Suche nach Filmen verschiedener Genres. Hier könnt Ihr Eure Filmprojekte einreichen:

Für die Festivalgruppe

  • Ute Evers (Kuratorin ViF, Presse, Kommunikation, assoziiertes Mitglied ACACV)
  • Jorge Luis Saturno (Grafiker Programm und Homepage, ViF)
  • Sabine Imhof (Filmforum Höchst/vhs, Aufblende FOK e.V.)